Nach „Die Passion“ ist „Die Geburt“ das zweite Stück, das sich mit dem Leben und Wirken von Jesus auseinandersetzt. Wer an Jesus Geburt denkt, denkt an Weihnachten, die Krippe, Hirten, heilige Könige …
Und würde wahrscheinlich bei uns enttäuscht, denn „Die Geburt“ ist kein Krippenspiel 2.0. Als wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben, haben wir schnell verstanden, dass die Teile der beiden Evanglien (Markus und Lukas), aus denen sich unser traditionelles Weihnachtsbild speist, literarische Fiktion sind. Markus und Lukas haben damit eine Ouvertüre zum Wirken von Jesus verfassen wollen und an Bilder und Erfahrungen der Menschen ihrer Zeit orientiert. Für uns mutet das heute alles ein wenig angestaubt an, zumal eine ganze Menge volkstümlicher Kitsch mit in die Geschichten verwoben wurde. Die eigentliche Message geht unter all dem anrührigen meist verloren.
Was ist denn die Message?
Gott ist Mensch geworden. Jesus ist Mensch gewesen. Und was bedeutet es Mensch zu sein? Man ist eben nicht ein allmächtiger Zauberer, sondern jemand, der durchaus auch Zweifel hat, der nicht immer sicher ist, ob der Weg, den er da geht, der richtige ist.
Aber ist das nicht theologisch hoch brisant?
Papst Benedikt hat gesagt, Jesus ist ein Mensch gewesen, der durch und durch von Gott erfüllt war. Es liegt also auf der Hand, dass er bis zu dem Beginn seines Wirken, irgendwie sich dahin entwickelt hat. Und diese – fiktive (!) – Entwicklung, wollen wir zeigen. Mit einem ganz klaren Ziel: die Menschlichkeit zu zeigen! Denn das Wunder ist nicht, dass hier ein Gott auf die Erde kam und drei Jahre lang wild gezaubert und gewundert hat, sondern, dass er durch einen Menschen hindurch gewirkt hat, dass er sich selbst in den Menschen hat fallen lassen. Dass zeigt auch, wozu wir Menschen in der Lage sind, wenn wir Gott vertrauen.
Ach du meine Güte, dass hört sich aber alles sehr theoretisch an …
Es ist ja nur der Hintergrund. Das Stück zeigt Jesus, wir nennen ihn Jeshua, in seiner Kindheit, Jugend und als junger Erwachsener. Literarisches Vorbild war für uns Eric-Emmanuell Schmitts „Evangelium nach Pilatus“. Dort sitzt im ersten Teil des Buches Jesus vor seiner Hinrichtung allein am Ölberg und blickt zurück. Diese Rückblenden, bis zu seiner Sendung, haben wir daramtisiert. Es sind viele kleine Szenen, die nicht den Anspruch haben, historisch korrekt zu sein, aber versuchen wollen zu zeigen, wie man dieses Wunder heute in Bilder packen kann, so dass es nachvollziehbar ist.
Der Spielort ist dieses Mal nicht der Gemeindesaal, sondern die Konrad-Kapelle.
Unser aller erstes Stück, die Engelbande, haben wir hier gespielt. Es ist so zu sagen der „Geburtsort“ von KjG Theater. Aber viel wichtiger ist uns, dass die Kapelle für vieles steht: sie ist unscheinbar am Rande der Stadt gelegen. Vielleicht da, wo heute eine „Krippe“ gewesen wäre. Damit wird doch schon verdeutlicht, was diesen Menschen später auszeichnet: dass er an die Ränder der Gesellschaft geht, zu denjenigen, die sonst ausgegrenzt sind. Außerdem können wir hier uns anders austoben. Wir können unser Theater über einen Monat stehen lassen und jedes Wochenende spielen. Das geht ja normalerweise im Gemeindesaal nicht.
Für wen ist das Stück was?
Für alle, die sich mehr oder weniger für die Hintergründe dieser Geschichte interessieren und vor allen Dingen für alle, die einmal eine andere Perskektive auf die Geschichte werfen wollen, die uns Jahr für Jahr so unglaublich berührt, ohne dass wir wissen, warum.
Es gibt dieses Mal zwei Casts?
Ja. Hintergrund ist, dass die Bühne der Kapelle doch sehr klein ist. Wir wollen nicht mit mehr als 15 Darstellern spielen. 30 haben sich für dieses Projekt angemeldet, so dass wir zwei Casts gebildet haben. Da das Stück mit einer Stunde zu den ganz kurzen von uns gehört, sollte das auch gut in der noch bevorstehenden Zeit umzusetzen sein.
Wir haben noch viel mehr Fragen, aber ich denke, die werden wir ein anderes Mal stellen. Eine Frage haben wir aber noch: ab wann kann man sich Karten kaufen?
Wir hoffen den Kartenverkauf im Oktober starten zu können. Sie werden wie immer bei 5 € liegen. Die Spenden, die wir dieses Mal einnehmen, gehen übrigens zu Gunsten der Initiative „Schulen für Bangladesh“.