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DevLog #12 / Unterwegs

Zum Ende des ersten großen Probenabschnitts sind wir mit (fast) dem gesamten Cast nach Bremen gefahren, um weiter am Stück, den Hintergründen und den Figuren zu schleifen.

Unterkunft ist das Schiff „Weser“, das zur Jugendherberge Bremen gehört. Glücklicherweise treiben zu dieser ahreszeit in der Weser seltener Eisberge ;-), so dass wir uns ziemlich safe fühlen. Aber die Kajüten sind trotzdem eng und geben authentisches „dritte Klasse“ Feeling.

Versorgt fühlen wir uns indes mega erstklassig! Heute (06.07.) haben wir bereits an den Figuren gearbeitet und die neuen Choreographien eingeübt.

Und heute Abend schauen wir uns den 1959 Film „Die letzte Nacht der Titanic (OT: A Night To Remember) an, der wie kein anderer Film die Augenzeugeberichte, die Walter Lord zusammengestellt hat, filmisch umgesetzt hat.

Die Musik zu unserer Titanic

Der titelgebende Song, der in den unterschiedlichsten Varianten zu hören sein wird, ist Leonard Cohen’s Meisterwerk „Everybody Knows“.

Hier der Text (deutsche Übersetzung am Ende):

Everybody knows that the dice are loaded
Everybody rolls with their fingers crossed
Everybody knows the war is over
Everybody knows the good guys lost
Everybody knows the fight was fixed
The poor stay poor, the rich get rich
That’s how it goes
Everybody knows

Everybody knows that the boat is leaking
Everybody knows that the captain lied
Everybody got this broken feeling
Like their father or their dog just died
Everybody talking to their pockets
Everybody wants a box of chocolates
And a long-stem rose
Everybody knows

Everybody knows that you love me baby
Everybody knows that you really do
Everybody knows that you’ve been faithful
Ah, give or take a night or two
Everybody knows you’ve been discreet
But there were so many people you just had to meet
Without your clothes
And everybody knows

Everybody knows, everybody knows
That’s how it goes
Everybody knows

And everybody knows that it’s now or never
Everybody knows that it’s me or you
And everybody knows that you live forever
Ah, when you’ve done a line or two
Everybody knows the deal is rotten
Old Black Joe’s still pickin‘ cotton
For your ribbons and bows
And everybody knows

And everybody knows that the Plague is coming
Everybody knows that it’s moving fast
Everybody knows that the naked man and woman
Are just a shining artifact of the past
Everybody knows the scene is dead
But there’s gonna be a meter on your bed
That will disclose
What everybody knows

And everybody knows that you’re in trouble
Everybody knows what you’ve been through
From the bloody cross on top of Calvary
To the beach of Malibu
Everybody knows it’s coming apart
Take one last look at this Sacred Heart
Before it blows
And everybody knows

Everybody knows, everybody knows
That’s how it goes
Everybody knows

Und die deutsche Übersetzung:

Jeder weiß, dass die Würfel gefallen sind
Jeder würfelt und drückt die Daumen
Jeder weiß, dass der Krieg vorbei ist
Jeder weiß, dass die Guten verloren haben
Jeder weiß, dass der Kampf abgesprochen war
Die Armen bleiben arm, die Reichen werden reich
So ist das nun mal
Jeder weiß es

Jeder weiß, dass das Boot undicht ist
Jeder weiß, dass der Kapitän gelogen hat
Jeder hat dieses gebrochene Gefühl
Als wäre der Vater oder der Hund gerade gestorben
Alle reden in ihre Taschen
Jeder will eine Schachtel Pralinen
Und eine langstielige Rose
Jeder weiß das

Jeder weiß, dass du mich liebst, Baby
Jeder weiß, dass du mich wirklich liebst
Jeder weiß, dass du mir treu bist
Ah, plus oder minus eine Nacht oder zwei
Jeder weiß, dass du diskret warst
Aber da waren so viele Leute, die du einfach treffen musstest
Ohne deine Kleider
Und jeder weiß es

Jeder weiß es
Jeder weiß es
So ist das nun mal
Jeder weiß es

Und jeder weiß, dass es „jetzt oder nie“ heißt
Jeder weiß, dass es „ich oder du“ heißt
Und jeder weiß, dass du ewig lebst
Ah, wenn du ein oder zwei Sprüche gemacht hast
Weiß jeder, dass das Geschäft faul ist
Der alte schwarze Joe pflückt immer noch Baumwolle
Für deine Bänder und Schleifen
Und jeder weiß es

Und jeder weiß, dass die Pest kommt
Jeder weiß, dass sie sich schnell bewegt
Jeder weiß, dass der nackte Mann und die Frau
nur ein glänzendes Artefakt der Vergangenheit sind
Jeder weiß, dass die Szene tot ist
Aber es wird ein Messgerät auf deinem Bett sein
Das alles enthüllen wird
Was jeder weiß

Und jeder weiß, dass du in Schwierigkeiten steckst
Jeder weiß, was du durchgemacht hast
Vom blutigen Kreuz auf dem Kalvarienberg
Bis zum Strand von Malibu
Jeder weiß, dass es zerbricht
Wirf einen letzten Blick auf dieses Heilige Herz
Bevor es explodiert
Und jeder weiß es

Jeder weiß es
Jeder weiß es
So läuft’s
Jeder weiß es

Alle wissen es

Projekt 2025: Die unendliche Geschichte

2025 wird phantastisch, denn wir entführen euch in die Welt von Michael Ende’s „Die unendliche Geschichte„.

Michael Endes Erzählkunst entführt uns in eine Welt voller Fantasie und Weisheit, die sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert. Die tiefgründigen Botschaften über Mut, Freundschaft und die Macht der Fantasie machen das Werk zu einem einzigartigen Erlebnis. Unsere Bühnenadaption bringt diese Magie in lebendiger und mitreißender Weise zum Ausdruck und lässt die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen.

Erlebe „Die unendliche Geschichte“ live ab November 2025 in deinem KjG Theater.

Unser Projekt in diesem Jahr ist „Everybody Knows Titanic“ ! Wir spielen für dich ab dem 02. November 2024 in deiner Jugendkirche TABGHA.

Die unendliche Geschichte – für die Bühne bearbeitet von John von Düffel
© Aufführungsrechte beim Verlag für Kindertheater Weitendorf, Hamburg.

DevLog #11 / Historisch?

Die tragischen Ereignisse des 14. April 1912 sind vielfach dokumentiert – in Büchern, Filmen, Aufsätze – ja, und auch in Theaterstücken. Aber wir verlassen in unser Inszenierung die historischen Begebenheiten und öffnen den Raum für Fiktion: alle Figuren sind frei erfunden – und doch sind alle (mehr oder weniger) inspiriert von historischen Persönlichkeiten.

Dabei gibt es Figuren, die durchaus auch in die Zeit passen. Andere, wie die Influencerin Chacha, sind hoch modern und sollen die Bogen in die heutige Zeit schlagen.

Sicherheitsregeln werden mit Blut geschrieben

Viele Sicherheitsvorschriften und -maßnahmen wurden erst nach schweren Unfällen oder sogar tödlichen Vorfällen eingeführt. Tragische Ereignisse, wie das der Titanic, zeigen das eindrucksvoll, denn die egeln für die Schifffahrt haben sich seit dem 14. April 1912 geändert. Doch haben wir daraus gelernt?

Die Challenger Katastrophe (1986), die Ölkatastrophe von Deep Water Horizon oder die im gleichen Jahr 2010 stattfindene Loveparade in Duisburg – sie alle zeigen, dass sich häufig erst schlimme Unfälle ereignissen müssen, bevor wir handeln.

Und daher steht die „Titanic“ mehr als für die die historsichen Ereignisse für eben diese Katastrophen, die verhindert werden hätten können. Und damit ist sie, aus unserer Sicht, mehr als ein historisches Ereignis. Und deswegen erlauben wir uns, sie nicht historisch zu inszenieren.

Viele historisch verbriefte Ereignisse finden sich jedoch in unserem Stück wieder: angefangen von dem Hinweis auf das Feuer im Maschinenraum vor Bereitstetllung des Schiffs, das wahrscheinlich einen großen Anteil an der Katastrophe hatte, der Ausfall und die Reparatur des Funkgeräts, die Frau, die an Stelle das Rettungsboot zu betreten zurück in die Kabine eilt, um ihren Hut zu holen (und dennoch überlebt), usw. usw. Auch Zitate aus dem Umfeld sind wichtig: mit an Bord „unserer“ Titanic ist Robert Morganson (eigentlich Morgan Robertson), der Autor des Buchs „Titan – eine Liebesgeschichte auf hoher See„, das 1898 veröffentlicht wurde und die mögliche Katastrophe schon antuipierte.

Es nicht historisch zu spielen, eröffnet neue Möglichkeiten, sich dem Stoff zu nähern.

Mit dieser Einstellung entwicken wir „Everybody Knows Titanic“ und entwerfen daraus einen bissig, grotesken Theaterabend, der uns hoffentlich hilft, mit aktuellen (Eis-) Warnungen besser umzugehen.

Dev Log#10 / Phase des „Schleifens“ hat begonnen

Die erste Durchlaufprobe ist hinter uns! Das Stück fließt in unter 2 Stunden über die Bühne und entfaltet schon jetzt seine Stärken: die groteske Bissigkeit wird stets mit der Tragik der Eriegniss gekontert.

In diesem ersten Schritt der Proben geht es um die Mechanik. Wie funktionieren die Szenen, wer muss wann wo wie und warum sein. Darsteller*innen probieren ihre Figuren aus, wagen hier und da erste Experimente – aber bevor Text und Logistik nicht klar sind, ist Feinschliff schwer.

Diese Arbeit hat jetzt begonnen. An 2-3 Minuten wird dann fast zwei Stunden geprobt. Immer wieder werden neue Ideen ausprobiert, Motivationen noch einmal geklärt, die Dynamik im Stellungsspiel angepasst. Dabei hilft, dass ein Großteil der Ausstattung schon vorhanden ist.

Es gibt noch zwei Proben vor der Sommerzeit, aber das Ensemble kann beruhigt in diese Phase gehen. Ab August wird es dann spannend: denn dann beginnt allmählich der Countdown (auch wenn jetzt noch niemand an November denken möchte).

Karten gibt es ab August! Alle Details werden natürlich rechtzeitig bekannt gegeben. Und wir bieten in diesem Jahr eine zusätzliche Aufführung an, so dass wir eine Kapazität von über 1.000 Plätzen haben, die auf euch warten!

Dev Log #09 / Sie wird sinken!

Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass jede Titanic-Geschichte mit dem Untergang enden muss. Es ist die Grundlage des Mythos: Modernste Technik, höchster Luxus, viele bedeutsame Menschen an Bord, Jungfernfahrt – und dann der schnöde Eisberg, an dem all die Hoffnungen und Träume untergehen.

In der Probenarbeit sind wir gerade genau da: die Titanic ist getroffen und nun gehen die unterschiedlichen Figuren mit dem Thema unterschiedlich um. Und stehen damit auch als Sinnbild für das, was in vielen Krisen der Fall ist: die heldenhafte Arbeit geschieht meist ungesehen unter Deck (sein es Krankenpfleger*innen oder Soldat*innen, sein es Arbeiter*innen oder Erzieher*innen) die im Mythos („Glück auf!“) von Menschen angerufen werden, die von den eigentlichen Herausforderungen keinen blassen Schimmer haben und weit entfernt davon sind, sich die Hände dreckig zu machen.

Die Krise selbst trifft meist zuerst die Armen, um deren Rettung man sich (wenn überhaupt) im dritten oder vierten Schritt Gedanken macht, während die erste Klasse weiter ihren Luxusproblemen nachjagd und die eigentliche Katastrophe ignoriert.

Die Groteske funktioniert: die Dialoge sind so bitter, dass man ihnen nur mit Lachen begegnen kann – und dennoch bleibt das Stück an den relevanten Stück immer ernst.

In ein paar Wochen (Anfang Juni) haben wir alle Szenen erarbeitet und die Mechanik erarbeitet. Danach geht es an die Feinarbeit der Szenen, die Details, den Schliff. Bis jetzt läuft der Untergang also nach Plan!

DevLog #8 / Titanic auf Speed

Es gibt Rekordpotential: „Everybody knows Titanic“ kann zu einem unser kürzesten abendfüllenden Stücke werden.

Der erste Teil ist zu großen Teilen geprobt und wird mit gut 60 Minuten über die Bühne gehen. Dabei fliegen in rasanter Folge die Szenen über die Bühne, die vielen kleinen Erzählstränge fließen ineinander über und ehe man sich versehen hat, hat „unsere“ Titanic den Eisberg getroffen.

Wer also Sorge hat, dass ähnlich James Cameron’s Umsetzung das Schiff in Echtzeit untergeht und es quälend lange Szenen gibt, darf aufatmen. Denn „Everybody knows Titanic“ wird eine Achterbahnfahrt – satirisch, bissig, grotesk.

Apropos grotesk: wenn du eine Achterbahn durch die Titanic erleben willst, auch das gibt es auf YouTube!

Titanic-Mania

Jeden Tag gibt es (dank Unreal Engine) neue Videos auf Youtube mit „Walkthroughs“ durch die Titanic, immer wieder neue Berichte und Besonderheiten, der 1997 Titanic Film resoniert bis heute nach – es gibt in vielen Ländern Titanic Associations und jetzt ganz neu wieder einen Milliardär, der sich den Titanic Traum erfüllen möchte, indem er das Schiff nachbaut.

Sie ist für uns alle ein episches Beispiel für Mut, Widerstandsfähigkeit und Einsatzbereitschaft.

Bergbaumagnat Clive Palmer zu seinen Plänen zum Bau der Titanic II

Das war sie und bleibt sie: ein mächtiges Symbol, eine Metapher für „etwas“, der wahrgewordene (Alb-)Traum. Zugegeben – auch wir sind fasziniert von der Geschichte, sonst hätten wir sie nicht auf den Spielplan gestellt. Seit Monaten recherchieren wir und stoßen auf immer wieder neue, spannende Fundstücke. Aber bei all dem sollten wir nie vergessen, dass die über 1.500 Opfer und die 700 zum Teil stark traumatisiert Überlebenden unseren respekt verdienen. Ob eine Titanic II diesen Respekt zeigt? Oder über 100 Jahre weiter nur eine neue Auflage des Größenwahns unserer Zeit ist. Auch damit muss man sich beschäftigen – in unserem Stück.

DevLog #07 / Die Probenarbeit kann beginnen

Endlich. Nach monatelanger Suche nach dem richtigen Konzept, nach wochenlanger Arbeit an dem Text – jetz ist es soweit. Wir fangen mit den Proben an.

Die Darsteller:innen haben ihre Figuren erhalten. In den kommenden Monaten wird es darum gehen, diesen Leben einzuhauchen, deren Geschichte und Entwicklungen zu erzählen. Dabei wird es dieses Mal besonders herausfordernd: fast alle Darsteller:innen spielen mindestens zwei Figuren, müssen schnell auf der Bühne die Figur und Handlung wechseln, denn unser Stück ist geprägt von Dynamik, Fluss und Geschwindigkeit.

Endlich. Nach monatelanger Vorbereitung geht es daran, Figuren, die bisher nur in unser Vorstellung exisitierten auf der Bühne entstehen zu lassen. Sie alle sind liebevoll ausgestaltet und es liegt nun in der Verantwortung des Ensembles sie liebevoll umzusetzen.

Jetzt beginnt das Hadern, das Kämpfen, das Entdecken, das Ausprobieren, das Lieben – wer je leidenschaftlich Theater gespielt hat weiß, dass diese Arbeit richtig Spaß macht. Und wenn wir dann in knapp 250 Tagen die Arbeit auch noch zeigen dürfen, dann ist es wieder perfekt gewesen. Für den einen Moment.

Endlich.

Wer spielt wen? Das kannst du hier herausfinden!

Der Aufschub

Bei dem berühmten Ausbruch des Helgafell, eines Vulkans auf der Insel Heimaey, live übertragen von einem Dutzend hustender Fernsehteams, sah ich, unter dem Schwefelregen, einen älteren Mann in Hosenträgern, der, achselzuckend und ohne sich weiter zu kümmern um Sturmwind, Hitze, Kameraleute, Asche, Zuschauer (unter ihnen auch ich vor dem bläulichen Blildschirm auf meinem Teppich), mit einem Gartenschlauch, dünn aber deutlich sichtbar, gegen die Lava vorging, bis endlich Nachbarn, Soldaten, Schulkinder, ja sogar Feuerwehrleute mit Schläuchen, immer mehr Schläuchen, gegen die heiße, unaufhaltsam vorrückende Lava eine Mauer aus naß erstarrter kalter Lava höher und höher türmten, und so, zwar aschgrau und nicht für immer, doch einstweilen,, den Untergang des Abendlandes aufschoben, dergestalt, daß, falls sie nicht gestorben sind, auf Heimaey, einer Insel unweit von Island, heute noch diese Leute in ihren kleinen bunten Holzhäusern morgens erwachen und nachmittags, unbeachtet von Kameras, den Salat in ihren Gärten, lavagedüngt und riesenköpfig, sprengen, vorläufig nur, natürlich, doch ohne Panik.

Der Untergang der Titanic, Hans Magnus Enzensberger, Frankfurt am Main, 2019