Manchmal dreht sich alles um ein einfaches Wort. Viele Aspekte der Story wurden im Dramaturgie-Team diskutiert, und wir haben meistens schnell Lösungen für offene Fragen gefunden.
Dann stießen wir auf das Wort „eigentlich“. Der vorletzte Satz im Stück ist ein Funkspruch. Die Titanic ist kurz vor dem Untergang, als Harriet Harrolds einen letzten Funkspruch absetzt:
Titanic an alle. SOS. Save our Souls. Wir sinken. Und dies ist unsere eigentliche Geschichte. STOP.
Natürlich ist Harriet Harrolds historisch nicht belegt. Und natürlich wurde nie ein Funkspruch am Ende abgesetzt. Dennoch soll dieser Satz das Wesentliche unserer Geschichte einfangen. Es geht nicht um das historische Ereignis an sich, sondern um die ikonographische Bedeutung der Katastrophe und ihren „eigentlichen“ Kern, das, was sie uns heute noch sagen kann.
Das Wort „eigentlich“ ist kein schönes deutsches Wort. Umgangssprachlich wird es oft relativierend und als Füllwort verwendet, wodurch sein Image weiter leidet. Es geht nicht nur um diesen einen Satz, sondern auch um den Titel, der sich daraus ableitet.
Bei der Suche nach Alternativen sind wir an unsere Grenzen gestoßen. „Die wahre Geschichte“ wäre nicht passend, da unsere Geschichte fiktiv ist. Im Englischen wäre es etwas einfacher gewesen, da das Wort „real“ beide Bedeutungen umfasst: „The real story of the Titanic“.
Wenn man sich verrennt, muss man vielleicht wieder an den Anfang zurückkehren. Eine der ersten Titeladaptionen war „Everybody knows Titanic“. Der Titel spielt auf das Lied „Everybody knows“ von Leonard Cohen an und darauf, dass die Katastrophe vorhersehbar und vermeidbar war.
Daher könnte Harriet am Ende auch funken:
Titanic an alle. SOS. Save our Souls. Wir sinken. Und alle wussten es. STOP.