Die tragischen Ereignisse des 14. April 1912 sind vielfach dokumentiert – in Büchern, Filmen, Aufsätze – ja, und auch in Theaterstücken. Aber wir verlassen in unser Inszenierung die historischen Begebenheiten und öffnen den Raum für Fiktion: alle Figuren sind frei erfunden – und doch sind alle (mehr oder weniger) inspiriert von historischen Persönlichkeiten.
Dabei gibt es Figuren, die durchaus auch in die Zeit passen. Andere, wie die Influencerin Chacha, sind hoch modern und sollen die Bogen in die heutige Zeit schlagen.
Sicherheitsregeln werden mit Blut geschrieben
Viele Sicherheitsvorschriften und -maßnahmen wurden erst nach schweren Unfällen oder sogar tödlichen Vorfällen eingeführt. Tragische Ereignisse, wie das der Titanic, zeigen das eindrucksvoll, denn die egeln für die Schifffahrt haben sich seit dem 14. April 1912 geändert. Doch haben wir daraus gelernt?
Die Challenger Katastrophe (1986), die Ölkatastrophe von Deep Water Horizon oder die im gleichen Jahr 2010 stattfindene Loveparade in Duisburg – sie alle zeigen, dass sich häufig erst schlimme Unfälle ereignissen müssen, bevor wir handeln.
Und daher steht die „Titanic“ mehr als für die die historsichen Ereignisse für eben diese Katastrophen, die verhindert werden hätten können. Und damit ist sie, aus unserer Sicht, mehr als ein historisches Ereignis. Und deswegen erlauben wir uns, sie nicht historisch zu inszenieren.
Viele historisch verbriefte Ereignisse finden sich jedoch in unserem Stück wieder: angefangen von dem Hinweis auf das Feuer im Maschinenraum vor Bereitstetllung des Schiffs, das wahrscheinlich einen großen Anteil an der Katastrophe hatte, der Ausfall und die Reparatur des Funkgeräts, die Frau, die an Stelle das Rettungsboot zu betreten zurück in die Kabine eilt, um ihren Hut zu holen (und dennoch überlebt), usw. usw. Auch Zitate aus dem Umfeld sind wichtig: mit an Bord „unserer“ Titanic ist Robert Morganson (eigentlich Morgan Robertson), der Autor des Buchs „Titan – eine Liebesgeschichte auf hoher See„, das 1898 veröffentlicht wurde und die mögliche Katastrophe schon antuipierte.
Es nicht historisch zu spielen, eröffnet neue Möglichkeiten, sich dem Stoff zu nähern.
Mit dieser Einstellung entwicken wir „Everybody Knows Titanic“ und entwerfen daraus einen bissig, grotesken Theaterabend, der uns hoffentlich hilft, mit aktuellen (Eis-) Warnungen besser umzugehen.