Reale Fiktion bzw. fiktive Realität – frei erfunden und doch auf den Grundlagen historischer Ereignisse. So soll das Stück also werden (siehe auch DevLog#1).
Aber wer reist auf unsere Titanic? Insgesamt haben wir 37 Figuren entwickelt. Alle Figuren besitzen eine Hintergrundgeschichte und eine Einstellung zu anderen Figuren. Auf sogenannten Figurenblättern sind alle Informationen zusammengefasst – bis hin zur Frage, wie die Figur am Ende untergeht.
Der Text spielt eine wichtige Rolle in der Inszenierung. Aber noch wichtiger ist das Spiel. Die entwickelten Charakterbögen sollen den Darsteller*innen auch helfen, noch tiefer in die Figur einzusteigen. Denn wir können nicht alles bis ins Detail im Dialog erzählen – wohl aber im Spiel. Damit wird Titanic genau das, was Theater sein soll: mehr als ein geschriebener Text, nämlich ein gespielter Text.
Die Figuren sind nicht historisch, sind jedoch historisch geerdet, soll heißen, ihre Geschichten sind in ähnlicher Art und Weise auch auf der echten Titanic geschehen. Dabei nehmen wir uns die Freiheit und achten nicht einmal auf historische Genauigkeit – so ist plötzlich der Erfinder des Spreiz-Dübels (um 1910) genauso an Bord wie eine Influencerin, die es so auch auf TikTok geben könnte.
Die Titanic schwimmt durch das Meer der unendlichen Zeit. Sie wird immer wieder losfahren, immer wieder den Eisberg treffen, immer wieder sinken. Ihr Mythos ist so stark, dass er auch die kommenden Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, überdauern wird. Unsere Titanic ist besonders, weil sie zuspitzt und das herausarbeiten will, wofür die Tragödie vom 14. April 1912 bis heute steht: den Inbegriff der (technischen) Katastrophe. Sie reiht sich damit ein in unvergängliche Katastrophen wie Pompeji, die Pest oder die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki.
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