Raus hier! Dies ist nicht meine Kirche. „Ich brauche einen Ort, an dem ich beim Herrn, bei den Menschen und bei mir sein kann.“ Sagt Bruder Anton in unserem Stück, als er sich von Till verabschiedet. Er dreht der Kaiserstadt und dem Erzbischof den Rücken zu, sieht nicht mehr, dass die irdische Kirche seine Werte lebt: Meine Kirche ist eine der Nächstenliebe. Die Kirche des Erzbischof ist mehr an irdischer Macht interessiert denn an der Botschaft des Herrn.
Also probt Bruder Anton den Exit. Raus aus einer Struktur, die ihn mehr an der Ausübung seiner Spiritualität hindert als sie befördert. Bruder Anton wehrt sich dagegen, im Gehorsam gegen seine Überzeugung zu handeln.
Kirche in ihren mittelalterlichen Strukturen kommt in unseren Stücken nicht gut weg. Sei es im „Glöckner von Notre Dame“ oder jetzt auch im „Das Erbe des Till Eulenspiegel“ – Kirche begegnet uns als Spieler im Poker um Einfluss und Macht und leitet dabei in perfider Weise ihren Anspruch von „Gottes Willen“ ab, über den sie sich Interpretationshoheit verschafft hat. Diese Art von Kirche ist offensichtlich weit von dem entfernt, was ihre ursprüngliche Botschaft ist. Zu Dienen statt zu Herrschen, für die Ausgegrenzten da zu sein und nicht nach der Krone zu greifen. Es zeigt, welche Verantwortung kirchliche Würdenträger*innen haben müssten.
Sich eine Kirche zu wünschen, die sich kompromisslos an der Botschaft von Jesus Christus orientiert, scheint selbst dem Narr Till eine zu große Utopie. Trotzdem träumt Bruder Anton sie und will sie leben. Getreu dem Motto, dass auch, wenn er nur ein Tropfen im weiten Ozean ist, am Ende der Ozean eben genau das ist: eine große Ansammlung von Tropfen.
Das ist doch eine ermutigende Botschaft.