Um eins vorab zu sagen: wer es noch nicht gesehen hatte, sollte die letzten beiden Aufführungen unbedingt wahrnehmen – denn die Produktion ist alles in Allem absolut sehenswert!
Dem gesamten Ensemble gelingt es, über die drei Stunden (inklusive einer Pause), die Spannung aufrecht zu halten und das Publikum packend durch den Abend zu führen. Die Geschichte kann sich eindrucksvoll und berührend entfalten.
Dabei ist insbesondere die Leistung der drei Hauptdarsteller hervorzuheben – und das vor allen Dingen im gesanglichen Bereich. Die Stimmen sind ausdrucksstark und berührend, gehen unter die Haut. Begleitet durch die stets beeindruckende Musical-Orchestrierung, können sich die Songs von Elton John ungestört entfalten und hinterlassen auch beim Publikum Eindruck – nahezu jeder Song wird mit frenetischem Szenenapllaus quittiert. Aber auch die Leistung der Nebendarsteller und Tänzer ist hervorzuheben. Die Tanzgruppe ist präzise eingespielt, absolut synchron und ihr gelingt es, die musiklaischen Themen in szenischen Tanz umzusetzen. Manchmal wünschte man sich im Tanz etwas mehr Abwechslung und Abgrenzung, insbesondere zwischen den Einlagen der „Ägypter“ und der „nubischen Sklaven“. Aber das ist Kritik auf bereits hohem Niveau.
Ausgezeichnet sind auch die Kostüme, die liebevoll ausgewählt wurden, sowie die gesamte Ausstattung. Einzig in Details lag das sonst sehr sichere Kreativteam daneben: das Kleid von Aida beispielswiese, war zu weit entfernt von dem einer Sklavin oder Zofe.
Ein Wort zur Technik: der Sound war (fast immer) lupenrein und genussvoll. Musik und Stimmen gekonnt abgemischt, die Lautstärke absolut passend. Die verstärkten Stimmen konnte man sehr gut verstehen, Patzer gab es so gut wie nie. Auch im Licht hat man viel Technik aufgefahren, ist dort aber leider hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben. Zu oft hat das Licht versucht, durch Effekthascherei sich in den Vordergrund zu spielen, anstatt die Handlung und Stimmung stilvoll zu unterstützen. Was im Übrigen gar nicht ging: die Technik hat sich massig in die Mitte der Aula platziert und so beinahe einem Viertel des Publikums Sichtbehinderungen verpasst. Das magische an Theatertechnik ist, dass sie das Publikum nicht wahrnehmen soll, sondern ihm hilft, in die Handlung einzutauchen. Das ist hier leider vergeigt worden.
Trotz dem ein oder anderen Kritikpunkt bleibt unter dem Strich zu sagen: es ist eine der besten Schulproduktionen, die ich seit langem gesehen habe. Vieles war extrem rund – vom Plakat bis hin zur Aussattung. Die Höhepunkte des auf hohem Nievau unterhaltsamen Abends aber waren die Musik, die Gesangsleistung insbesondere der Aida und die schauspielerische Leistungen insbesondere von Amneris und Radames.
Und übrigens: den mehr als fairen Preis von 4 € pro Karte finde ich absolut begrüßenswert! Daumen ganz weit rauf!!!
PS: „Wir besuchen regelmäßig andere Schul- und Amateurproduktionen in Oberhausen und Umgebung, allein, weil es Spaß macht zu sehen, was andere Gruppen auf die Bühne bringen.